Die Moor-Meister

10.000 bis 15.000 Jahre dauert es, bis aus abgestorbenen Pflanzenteilen und viel Wasser das Naturheilmittel Moor entsteht. Doch bis die „schwarzen Daunen“ ihre heilende Wirkung entfalten können, müssen sie durch viele erfahrene Hände – die Hände der Moor-Meister von Bad Gögging.

Josef Kiermeier ist einer der Bad Gögginger Moor-Meister. Er sorgt dafür, dass das Moor von der Wiese in die Wanne kommt.
Josef Kiermeier ist einer der Bad Gögginger Moor-Meister. Er sorgt dafür, dass das Moor von der Wiese in die Wanne kommt. - © Tourist-Information Bad Gögging/Holzapfel

Von der Wiese direkt in die Wanne

„Ich würde nicht sagen, dass es eine Philosophie ist, aber feinfühlig ist es schon, unser Moor“, sagt Josef Kiermeier, während er vorsichtig einen Finger in die braune, zähflüssige Masse taucht, die vor ihm in einem großen Bottich wabert. Seit über zwanzig Jahren kümmert sich Kiermeier
um den Abbau und die Weiterverarbeitung des Bad Gögginger Naturmoors. Mehrmals pro Woche beginnt sein Arbeitstag im Süden des Kurortes, wo er auf einer 15 Hektar großen Moorwiese – eine Fläche so groß wie 21 Fußballfelder – frisches Moor sticht bzw. abbaut. Den anschließenden komplexen Produktionsprozess in der ortseigenen Aufbereitungsanlage, der für den Laien selbst bei genauer Betrachtung eine eigene Wissenschaft ist, nennt Kiermeier schlicht „Erfahrungssache“. Rein technisch gesehen passiert das Moor dort über zahlreiche Förderbänder Stationen wie Moorbunker, Haspel, Steinsieb, Moormühle, Schwingklassierer oder Hydrozyklon. Bevor es im Anschluss mit Thermalwasser angemischt und über eine 900 m lange Pipe-Line in die Limes-Therme gepumpt wird. „Variante zwei ist das Packungsmoor, das ich mit einem Spezialfahrzeug in die Limes-Therme liefere, weil es zu dick für die Pipe-Line ist – fast ein bisschen wie Knödelteig“, schmunzelt Kiermeier. Einmal in der Limes-Therme angekommen wird das Moor vor Ort auf wohlig-warme 42 Grad Celsius erwärmt und fließt dann entweder direkt aus dem „Moorhahn“ zum Vollbad in die Moorwannen oder wird als Packungsmoor partiell auf therapiebedürftige Köperstellen aufgetragen.

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Ein Bad im Naturmoor kann viele Beschwerden lindern und ist zugleich herrlich entspannend.
Ein Bad im Naturmoor kann viele Beschwerden lindern und ist zugleich herrlich entspannend. - © Tourist-Information Bad Gögging/DH Studio Köln

Gesundheit direkt vom Hersteller

In der Limes-Therme beginnt schließlich das Einsatzgebiet der Therapeuten, die mit dem Naturheilmittel Moor schon unzählige positive Therapieergebnisse erzielt haben. Einer von ihnen ist Harald Tröger. Der Diplom-Physiotherapeut ist froh, dass er weiß, wo „sein“ Moor herkommt. Mit in Plastikbeuteln verpackten Moorkonzentraten, wie diese oftmals im Handel angeboten werden, möchte er nicht arbeiten: „Bei der Herstellung solcher Produkte gehen viele Inhaltsstoffe verloren und am Ende weiß man eigentlich gar nicht mehr, welche Inhaltsstoffe nun eigentlich noch in der Packung stecken. Das kann mir bei unserem heimischen Moor nicht passieren. Das ist hier quasi Direktvermarktung ab Hof.“ Denn wie bei jedem Naturprodukt sind es nicht zuletzt die Inhaltsstoffe, die das Moor so wertvoll machen: Nachgewiesene Substanzen wie Huminsäuren können in Verbindung mit Wärme beispielsweise entzündungshemmend, beruhigend und stoffwechselanregend wirken.

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Hilft beim Einschlafen...

„Zahlreiche Beschwerden wie rheumatische Gelenkerkrankungen, Osteochondrose, Osteoporose, Bandscheibenschäden aber auch organische Erkrankungen lassen sich so lindern. Moor ist also anders als beispielsweise das Lavagestein bei Fangoanwendungen nicht nur reiner Wärmeträger, sondern wirkt durch seine Inhaltsstoffe deutlich länger und intensiver“, so Tröger. Dies kann auch Werner Billerbeck aus dem Siegerland bestätigen. Er kommt seit 15 Jahren im Rahmen einer ambulanten Badekur alle drei Jahre nach Bad Gögging. ,,Nach den Moorbädern fühle ich mich lockerer und in Kombination mit der Massage kann ich eine deutliche Verbesserung erkennen. Dieser Effekt hält noch circa zwei Monate nach der Kur an." 15 Minuten dauert eine ein solches Vollbad im Moor, bei dem der Körper von nicht weniger als 200 Litern flüssiger Wärme umgeben ist. „Eine längere Anwendung ist nicht nötig, weil die Substanzen durch die Wärme des Moores und den hypostatischen Druck ohnehin stärker einwirken. Das muss man erst einmal verarbeiten“, meint Diplom Physiotherapeutin Eileen Herbst. Darum empfehlen sie und ihre Kollegen nach jeder Anwendung erst einmal das Nachschwitzen im Ruheraum. „Runterkommen“ lautet dabei das Stichwort. Denn durch die Aktivierung des vegetativen Nervensystems gerät unterbewusst ein Entspannungsprozess in Gang, der „selbst den gestresstesten Manager wieder ruhig schlafen lässt.“